Wer stirbt im Krieg ?

Nun habe ich gefühlt sicher schon 20 verschiedene Versionen des Bombardements von Brüssel im Jahr 1695 durch Villeroy, den Marschall des französischen Sonnenkönigs, Ludwig XIV, gelesen.

Der Hergang unterscheidet sich immer ein wenig: manchmal ist es der kaltblütige Ludwig, der die Entscheidung trifft, manchmal sein „unfähiger“ Marschall.

Aber jedes Mal heißt es: Mindestens 4000 Gebäude zerstört, die gesamte Innenstadt dem Boden gleich, alle Archive der Stadt unwiederbringlich vernichtet… aber: glücklicherweise kaum menschliche Verluste zu beklagen.

Und nun lese ich zum ersten Mal in „Les Maisons de la Grand-Place de Bruxelles“ – Autorenkollektiv unter der Leitung von Vincent Heymans :

„Der Verlust an Menschenleben ist gering, außer bei den Artilleristen; die Handhabung der rot glühenden Kanonenkugeln (boulets rouges) ist extrem gefährlich. Es scheint, dass mehrere Hundert französische Soldaten ihr Leben verloren“.

Leider gibt es keine Quellenangabe, aber irgendwie scheint mir das wahnsinnig… plausibel!

Soweit so furchtbar.

Aber bei der Übersetzung von „boulets rouges“ stoße ich nun aber auf eine weitere Frage: In manchen Texten steht, die Franzosen hätten mit „boulets rouges“, also zur Rotglut gebrachten Kanonenkugeln geschossen. So hier. In anderen, es wären „bombes incendiaires“, also Brandbomben gewesen.

Brandbombe (mit Mordschlägen. Das sind die eingeschlagenen Nägel, die bei der Entzündung in alle Richtungen fliegen und die Rettung von Menschen erschweren). Wie gefährlich waren die wohl für die Artilleristen?

Auf der englischen Wikipedia-Seite "Heated Shots" gibt es eine Liste von Städten, die mit diesen rotglühenden Kanonenkugeln beschossen wurden. Darunter… Lüttich! Im Jahr 1792. Also knapp hundert Jahre später. Und diesmal waren es die Österreicher gegen die französische Republik, zu der Lüttich damals gehörte. Die französische Presse hätte dies damals als „Kriegsverbrechen“ bezeichnet.

„Im Westen nichts Neues“, kommt es mir in den Sinn, aber: Von Brüssel kein Wort.

Und nun frage ich mich: Wie ist es den österreichischen Artilleristen ergangen? Vielleicht sind von den Überlebenden einige zur Republik übergelaufen? Also falls jemand weiß, ob es nun glühende Eisenkugeln oder Brandbomben waren, schreibt es mir bitte in die Kommentare!


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